Evangelische Kirchengemeinde

Erbach im Odenwald

Bären-Schild

Im Bären - „Wenn eine Tür zugeht, gehen andere wieder auf.“

Das war schon einmalig, dass eine Kirchengemeinde beschließt, eine Gastwirtschaft zu mieten und ehrenamtlich zu betreiben. 

„Komm und sei unser Gast“

mit diesem Motto startete das Bärenteam im Mai 2010. 

Von Beginn an sollte der „Bär“ weder ein Vereinshaus, noch ein Gemeindehaus sein, sondern ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen als Gäste begrüßt werden können: Ein Veranstaltungsort, ein Treffpunkt, ein einladendes und gemütliches Gasthaus. Das ist uns gelungen. Von der warmen und herzlichen Atmosphäre im „Bären“ erzählen viele Eintragungen in unserem Gästebuch. Es sind ehrliche und dankbare Zeilen, die uns gut getan haben. Ein Paar vermerkt, dass sie sich bei uns im Bären kennengelernt haben und nun verheiratet sind. Unvergessen Herr Meier aus Leimen, der jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt kam und gerne bei Oma Liesel am Stammtisch der Bärenwerkstatt saß. 

Eingetragen haben sich die Musikgruppen, die im Bären spielten: „Silk and Steel“, Franz Lambert, Roman Kazak, das Gitarrenduo Burkhard Ackermann und Volker Reichl, „The Howling Dudes“, die „Shorttailed Snakes“, oder erst jüngst, die Geschwister Schulz. 

Wir feierten im Bären Betriebsjübiläen, etliche Geburtstage, Konfirmationen, Taufen und Hochzeiten. 

Ein neues „Format“ entstand auf den Bärenabenden: „Zwei auf dem roten Sofa“ nannten wir es. Kurze Gesprächsrunden, unterbrochen durch Musik und Essen. Zu Gast: Ärzte, Nonnen, Apotheker, Buchhändlerinnen, Polizisten, Politiker. 

Die Arbeitsloseninitiative „Kompass“ beheimatete sich im Bären genauso wie eine „Patchworkgruppe“, das Elterncafe „Mampapa“, das „Kom-Cafe“, die „Montagsgespräche“ oder Veranstaltungen des Rates der Religionen. 

Ein Treffpunkt nach den Gottesdiensten, den Konzerten in der Kirche oder freitagsabends, als wir „einfach so“ unser Haus geöffnet hatten. Dann gab es „Pinkel und Grünkohl“ oder das Ehepaar Heilmann machte Gänsekeulen. 

Mehrmals nutzte Kiwanis den Bären zu ihren Veranstaltungen „Muscheln4Charity“ und übergab uns großzügige Spenden für unsere Segelfreizeiten. Sehr angenehme Gäste.

Am Ende des Jahres werden wir die Türen des Bären nach fast 14 Jahren schließen. Ein ehrenamtliches Projekt kommt dann an seine Grenzen, wenn die Mitarbeitenden älter werden, wenn der Elan nachlässt und die Veranstaltungen schlicht und einfach Kraft kosten. 

„Corona“ ging an uns nicht spurlos vorüber, hatte ein Loch

in unsere Kassen gerissen und die Räumlichkeiten erschienen uns immer mehr sanierungsbedürftig. Alles hat seine Zeit – das stimmt. Aufhören, den Mietvertrag kündigen und Türen zumachen, das ist für uns mit viel Wehmut verbunden. Und zugleich sind wir dankbar für diese Zeit im „Gasthaus zum Bär“.

Ermöglicht wurde sie nicht nur durch unseren Kirchenvorstand, der bereit war, neue Wege zu gehen, sondern auch von vielen, die uns unterstützten. Privatleute, die sich großzügig zeigten, die Rotarier, denen wir die Einrichtung des oberen Gastraumes verdanken, den Jugendwerkstätten, die uns bei der Einrichtung unserer Küchen halfen. Das war großartig. 

Unser Privileg war es, dass wir kein vornehmlich kommerzielles Interesse verfolgen mussten. Das war uns abzuspüren: Diese Freiheit, Gäste „einfach so“ begrüßen zu können, ohne darauf achten zu müssen, was und wieviel sie konsumieren. 

Das Schöne: Wenn Gäste wirklich Gäste sind, benehmen sie sich auch wie Gäste – angenehm, freundlich, dankbar, zugewandt, fröhlich. Genau das versuchten wir auch zu sein, das war unsere „Mission“ und die hat schlicht und einfach Spaß gemacht. 

Während des diesjährigen Weihnachtsmarktes werden wir noch einmal geöffnet haben. Dann heißt es ein letztes Mal im Bären: „Komm und sei unser Gast“. Wäre schön, wenn wir uns dann sehen und uns vergewissern: „Wenn eine Tür zugeht, gehen andere wieder auf.“

Ihr 

Pfarrer Dr. Thomas Hoerschelmann